Da gibt es wirklich zwei deutsche Vorzeige-Popladys. Die eine ist eine Punk-Legende, die andere eine NDW-Ikone. Beide polarisieren. Doch während sich die eine schon seit langem von Verschwörungsideologie-Flausen frei gemacht hat, ist die andere in den letzten beiden Jahren rechts abgebogen. Die Rede ist von NINA HAGEN und NENA. Die Hagen hat 11 Jahre nach Volksbeat wieder ein Album draußen und zeigt einmal mehr, auf welcher Seite sie steht.
Während Nena zum Vorbild von Coronaleugnern und Esoterikern geworden ist, kann man Nina als besonderen Star der christlichen Linken in Deutschland bezeichnen. Schon der Elektro-Auftakt „Shadrack“ erzählt die Gute-Nacht-Geschichte aus dem biblischen Buch Daniel von den drei Männern im Feuerofen, Schadrach, Meschach und Abed-Nego. Davon erzählten schon BOB MARLEY („Survival“), die BEASTIE BOYS („Shadrach“) und SINEAD O’CONNER („Abendigo“). Die Hagen hat nach wie vor Power in der Stimme.
Es folgen die Titelstücke als Feel-Good-Ska, der die aufbegehrenden Frauen weltweit aufruft, zusammen Party zu machen. Während sich in Deutschland Gleichheits- und Queerfeministinnen wegen des Selbstbestimmungsgesetzes bekriegen, läuft gerade im Iran eine weibliche Revolution. Genau wie PETER FOX sieht auch Nina die Zukunft pink. Im Anschluss wird mit WARNER POLAND und GEORGE CLINTON zu Reaggae gechillt.
Es folgt das alte Arbeiterlied „16 Tons“ hier in einer coolen Blues-Version. BOB DYLANs „Blowin‘ In The Wind“ wird stilecht an der Akustikgitarre angestimmt („Die Antwort Weiß Ganz Allein Der Wind“). Apropos auch Ninas Aktivismus in der Friedensbewegung wird dokumentiert: In „Atomwaffensperrvertrag“ ist sie auf einer Kundgebung zu hören. Klar, geht das gegen die US-amerikanischen und deutschen Waffen, aber sicher nicht für die russischen. Auch Ninas Wut auf den Kapitalismus bekommt erneut Ausdruck: „Ich spür unsere große Einsamkeit“, singt sie in „Geld, Geld, Geld“.
Zum Abschluss gibt es wieder versöhnliche Worte an der Klampfe zusammen mit BOB GELDOF. Nina ist und bleibt faszinierend!
NINA HAGEN
Unity
(Grönland)
VÖ: 09.12.2022
