Solch einen Kerl von echtem Schrot und Korn wie ROGER BAPTIST kann nur Berlin hervorbringen. Der alte „Berghain“-Türsteher hat sich flussauf flussab als Käpt’n RUMMELSNUFF einen guten Namen gemacht. Sein proletarisches Elektro-Clash-Projekt hat sich inzwischen auf sieben Tonträgern niedergeschlagen und liegt jetzt als Best-of vor, benannt nach seinem schönsten Seemann’s-Shanty.
Erst im letzten Jahr veröffentlichte er seine Biografie. Jetzt breitet er in 36 Titeln seine Arbeiterlieder aus. Die „Neumischungen“ sind glücklicherweise keine verhunzenden Remixe geworden, sondern versuchen lediglich, die bekannten Songs mit mehr Melodie, Chor und Akustik etwas runder zu machen. Cover wie „Mongoloid“ von DEVO sind nicht dabei, dafür aber alle Schifferlieder. Sein erster Maat, CHRISTIAN ASBACH, hat etwa bei „Crystal Ball“ seinen Auftritt.
Spannend bleibt das maskuline Gegenkonzept von Mr. SNUFF: Dominiert im HipHop der jugendliche Homophobe, stellt Dr. RUMMEL die Männlichkeit in all ihrer Weite dar: Brüderlichkeit („Slivowitz“, „Brüder“), gegenseitige Herausforderung („Ringen“, „Pumper“) und sogar väterliche Gefühle („Bursche“, „Der Heizer“). Dass Muskeln allein nichts wert sind, wenn sie nicht arbeiten, kann mann dem Nachwuchs nicht oft genug unter die Koksnase reiben: „Er hat euch dieses Boot gebaut.“
Rummelsnuff
Salzig Schmeckt Der Wind
(Out of Line Music, Rough Trade)
VÖ: 11.05.2018
Live
31.08.2018, Klein-Buckow, Landflucht Festival
12.10.2018, Freiburg, Slow Club
13.10.2018, Landau, Fatal
27.10.2018, Dresden, Bunker
23.11.2018, Magdeburg, Flowerpower Magdeburg