SVEN VAN THOM – Ulknudel, Edelliedermacher und gemeinsam mit Homie MARTIN GOTTSCHILD auf dem Besten Wege zum Berliner Original. Wenn OLIVER GOTTWALD (ANAJO) der letzte Überlebende der „Augsburger Schule“ des Indiepop ist, dann ist Herr Rathke das Pendant der „Berliner Schule“. Etwas seltsam nimmt sich seine Output-Strategie aus: So veröffentlicht er vor der neuen LP So Geht Gute Laune noch online die EP Die Dunkle Seite Des Hellen Wahnsinns als „Album vor dem Album“, aber auf beiden sind nicht die Songs „Creme“ (2013) und „Seit Du Weg Bist“ (2012) enthalten.
Der Ach-Nachfolger hat thematisch so gar nichts mit guter Laune zu tun, sondern ist enttäuscht bis depressiv: Peinlichkeiten, Selbstzweifel und Beziehungsprobleme wie in „Einfach Weitermachen“. Schon der Opener „Gut Für Gar Nichts“ handelt von einer Affäre mit einer psychotischen Person und ist kluger Gitarrenpop ohne Schnick-Schnack. Wie ANAJO („Sommer“) oder die ÄRZTE („M&F“) freut er sich keineswegs über Leute in der Hitze („Nicht Schon Wieder Sommer“). Bis auf die schwarzhumorigen Stücke „Blasen“ und „Die Neuen Nachbarn“ (aus seiner Reihe „Psychoterrorismus“) fehlt aber der Humorist van Thom.
Der tobt sich auf der EP aus, wo er zum ROLF ZUCKOWSKI (böse Erinnerung: „Nackidei“) für Erwachsene mutiert („Nackig Im Büro“) oder gleich ganz „Verhulkt“ wird. Das alberne „Kindergarten Europa“ soll wohl kritisch zur deutschen Außenpolitik Stellung nehmen.
Auf beiden Platten erlebt man van Thom persönlicher denn je, etwa wenn er über „Dröge Jugend“ und Donjuanismus („Sommermorgen“) erzählt, ironisch wie einst THE BEAUTIFUL SOUTH („Song To Whoever“). Eine nette Mischung aus Depri- und Remmidemmi-Sven hätte aber mehr Spass gemacht.
SVEN VAN THOM
So Geht Gute Laune
(LOOB/Revolver Promotion)
VÖ: 21.08.2015
Die Dunkle Seite Des Hellen Wahnsinns
(Selbstvertrieb)
VÖ: 13.07.2015
Die dunkle Seite des hellen Wahnsinns auf Bandcamp
