The Drums – Encyclopedia

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Es wird sichtlich leer auf der Bandcouch. War Gitarrist ADAM KESSLER vor dem zweiten DRUMS-Album Portamento abgehauen, schmiss zum Ende der entsprechenden Tour auch Drummer CONNOR HANWICK das Handtuch. Zurück blieben die beiden Gründer, Sänger JONATHAN PIERCE und Gitarrist JACOB GRAHAM, die – wie bei Band-Mastermind-Duos üblich – solo erfolglos blieben. Also rauften sie sich noch einmal zusammen, um THE DRUMS noch eine Chance zu geben.

THE DRUMS, das waren mal die JESUS AND MARY CHAIN („Just Like Honey“) vom BEACH BOYS-Strand („Surfin USA“), ein New Yorker Hype-Wunder aus Preppy Boys für hippe Mädchen. Sie ist mit PIERCE und GRAHAM noch immer intakt. Im Uptempo-Opener ‚Magic Mountain‘ schießen sie mit zackigen Elektro-Rhythmen und Basslines KESSLER und HANWICK auf den Mond nach dem Motto: Wir kommen ohne euch aus!

Der Folgetrack ‚I Can’t Pretend‘ betet mit der Zeile „It’s too hard to begin when you know it will end“ JOHNNYS lyrisches Rezept für gutes Jugend-Drama herunter. Er hat es mit den Jahren perfektioniert und auf eine einfache Formel gebracht: Wollen ohne zu können. Er wendet es immer wieder an, zum Beispiel in der süßen, typischen DRUMS-Nummer ‚There Is Nothing Left‘.

Schon seit den frühen Jahren bei ELKLAND gibt er gern den glühenden Liebhaber (‚Oh Let Me Be Your Man‘). Für ‚Kiss Me Again‘ nimmt er wieder diese Rolle ein. Hier jauchzt er sich in Höhen, wie man sie sonst wohl von Paradiesvogel MIKA erwarten würde. Bleibt instrumental das Konzept alter Stücke wie ‚What You Were‘ erhalten (Gummibass und Elektrotupfer), fällt auf, dass PIERCE auf Albumlänge überhaupt nicht mehr tief singt. An tiefen Gesangsparts hatte es beim Vorgänger Kritik gegeben. Positiv wurde damals oft das experimentell-elektrische ‚Searching For Heaven‘ aufgenommen, an das die neuen Stücke ‚Bell Labs‘ und ‚Wild Geese‘ anknüpfen. Die fehlenden Bandmitglieder werden also mit Synthesizern ersetzt.

Thematisch arbeitet sich PIERCE an einer Moral ab, die der Philosoph Slavoj Žižek „Treue zu den eigenen Wünschen“ nennt: Der blonde Frontmann besingt Freiheit in Liebesdingen und äußert klares Verständnis für Trans- und Homosexuelle (‚Let Me‘). Wer einengt, wird in seine Schranken gewiesen: „He shows me how to live. I threw it back at him!“ (‚Face Of God‘). Zurück bleibt ein Sänger, der trotz seiner großen Ansprüche nicht allein gelassen werden will (‚US National Parc‘) – Als ob sich nicht genügend Mädchen nach ihm die Finger lecken würden. Und auch um musikalischen Nachwuchs müssen er und GRAHAM sich sicher keine Sorgen machen.

THE DRUMS am 13.11.14 live in Berlin im Frannz Club

THE DRUMS
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(Minor Records)
VÖ: 26.09.14

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