Vor drei Jahren starteten Producer JOAKIM PAULSSON und Sängerin IDA TROSELL durch, um mit ihrem Debüt Tranquility Base das Genre des Retrowave zu politisieren. Als THE SECRET CHORD verbanden sie 80er-Synthies mit nachdenklichen Lyrics und kamen damit in ihrer Netzbubble an. Fermi Paradox macht genau da weiter, wo der Vorgänger aufhörte.
„We Used To Look Up In The Sky“ fordert eine Neuorientierung ähnlich wie der Film Interstellar (2014): Die Menschheit hat die Erde verbraucht und an den Rand der Zerstörung gebracht. Nun müssen Klimaschutz und Raumfahrt Hand in Hand gehen, um die Menschheit zu retten, denn die Erde ist „the only home we’ve ever known.“ Was für manchen eine triviale Erkenntnis ist, war vielerorts noch bis vor kurzem revolutionär, wie der weltweite Erfolg der Doku Eine unbequeme Wahrheit (2006) bewies. Doch dass manche eben bewusst nichts tun wollen für die kommenden Generationen, sondern lieber wie immer weiterprassen will, zeigt der internationale Rechtsruck.
Über diese Situation kann mann durchaus mal verzweifeln. Wie gut eine Partnerin zu haben, die einen wieder aufrichtet. So sieht sich Trosell in der Figur der Wonder Woman: „And with this shield I tried to protect you. Even though your greatest enemy was you.“ („Wonder Woman“). Während sie zusammen mit Paulsson singt, erklingen zart die Beats. In „Hadley’s Hope“ bekommt man endlich auch mal mehr E-Gitarren zu hören.
Aufregend sind die folgenden Titel rund um Raumfahrt-Themen nicht, sondern sollen entspannen und eine melancholische Stimmung transportieren. Optimismus klingt anders als Jesuspop, auch wenn man hofft, ein neues Zuhause zu finden („Salt Of The Earth“). Auf einem anderen Planeten wird hoffentlich andere Musik gespielt als 80er-Retro-Mucke.
The Secret Chord
Fermi Paradox
(NewRetroWave Records)
VÖ: 21.04.2023