Wanda | Das Moped | 28.02.20 | Berlin

Eine ausverkaufte Max-Schmeling-Halle für eine Austropop-Gruppe? Ja, WANDA machen das auch 2020 möglich. Am 28. Februar spendeten die Wiener jede Menge Amore an „Schatzi Berlin“. Das fachte ein selbstgenügsames Publikum nach und nach an.

Während über die Dauer ihres Gigs sich unaufhörlich die Ränge und der Floor vor der Bühne füllt, tritt die kleine Vorband DAS MOPED aus Bad Kreuznach auf. Die klingen äußerst nach dem Indiepop der 2000er (VIRGINIA JETZT!): Während sie von unerhörtem Begehren singen („Geist“), werfen sie mit Indiegitarren und 80s-Synthies um sich. Die drei bärtigen Millennials haben im April letzten Jahres ihre erste EP veröffentlicht. Der diskomäßige Titeltrack „Alle Wollen Liebe“, den sie zum Schluss ihres Sets auspacken, spricht das aus, was sich vor ihnen tummelt: „Alle wollen Liebe, aber keiner hat Lust.“

Es sind eben keine dauerscharfen Jugendlichen vor Ort, wie sie von den Medien beschrieben werden. Dieses Publikum, ist im Durchschnitt 30 Jahre alt. Deutschsprachige Musik mit einem Hauch Rock wird erwartet. Wer einen Stehplatz ergattert hat, will meist weder tanzen noch repräsenten, sondern zuhören und flirten. Das Dating ist lange vorbei und jetzt soll offenbar eine Beziehung her. Die einstige Wildheit der Hauptband Wanda wird hier als Spediteur der Leidenschaft gedacht. Sänger MARCO spricht ihnen aus der Seele: „Vielleicht dauert’s nimmer lang, vielleicht fängt’s von vorne an.“ („Weiter, Weiter“)

Nun haben sich Wanda schon mit dem Album Niente (2017) vom Tresen weg ins Wohnzimmer orientiert („Colombo“). Ihre an die BEATLES gemahnenden italophilen Songs machten Platz für Deutschpop. Während sie früher im Filmset von The Shining den Liebeskummer betranken („Auseinandergehen Ist Schwer“), singen sie jetzt auf der Ciao-Tour davon, wie illusionär eine perfekte Beziehung ist („Ein Komischer Traum“). Gerade wenn Marco selbst Gitarre spielt und die rockigeren Songs mit Soli ausgebaut werden, sind einige Pophörer irritiert.

Den Song „Stehengelassene Weinflaschen“ aus Problembär-Zeiten spielen Wanda fast für sich allein. Dies ist kein Festival. Da verlassen manche Leute tatsächlich vorzeitig den Saal. Eltern wünschen sich, ihr Nachwuchs müsste nicht so viel vom Koksen und Saufen hören. Die rund 40 Leute, die vor der Bühne wirklich abfeiern, kennen die Band besser. Der Erfolg auch im Mainstream wundert Marco noch immer: „Wo wir doch gar keinen echten Hit hatten.“ Naja, was ist mit „Bologna“?

Er fordert den Saal dann massiv zum Mitsingen auf und hat Erfolg. Wanda spielen über zwei Stunden fast durchgängig und können schließlich Partyfeeling auch bei den ruhig gewordenen Zeitgenossen wecken. Es gelingt, das berauschte „Ich Sterbe“ zum Massenerlebnis zu machen und den Mitgröler „1,2,3,4“ kriegt sowieso jeder hin. Fleiß wird am Ende mit langem Jubel belohnt.

 

www.dasmoped.de

www.wandamusik.com

Fotos: Conrad Wilitzki

FacebooktwitterpinterestlinkedintumblrmailFacebooktwitterpinterestlinkedintumblrmail