ZSK + Zebrahead + Tyna am 24.02.23 im Astra

ZSK, die Berliner Polit-Skatepunks, werden 25. Zur großen Feier am kühlen 24. Februar luden sie Fans, Freunde und Kollegen ins Astra Kulturhaus ein. Gemeinsam mit den Kaliforniern ZEBRAHEAD und den Hamburgern TYNA setzten sie nebenbei ein starkes Signal gegen die nationalen und internationalen Zustände. Erst vor zwei Tagen hatte das Bundesverfassungsgericht im Sinne neoliberaler „Chancengleichheit“ festgestellt, dass auch die rechte AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung Millionen vom Staat erhalten müsse. Und am selben Tag jährte sich der russische Angriff auf die Ukraine durch die rechte Putin-Regierung. Also höchste Zeit, sich die richtige Musik zu suchen.

Tyna live

Erstmal an Ständen für Merchandise, PETA Zwei und Sea Punks vorbei. Dann haben sich nach 19 Uhr im Konzertsaal des Astra schwarz gewandete Menschen aller Generationen eingefunden. Die Vorfreude auf ZSK ist groß, wie sich an vielen Hoodies und T-Shirts ablesen lässt. Und sie wird nicht enttäuscht, denn Sänger JOSHI begrüßt glücklich und kündigt die erste Vorband Tyna an. Es wird dunkel und Elektrobeats erschallen, als sich die fünf auf der Bühne formieren. Sie springen alsbald besonders wild herum zu ihrem Deutsch-Poprock. Dieser lässt sich als punkiger als MILLIARDEN und etwas weniger smart als KRAFTKLUB beschreiben. Der Wirbel auf der Bühne ist für die Kamera, genau wie die Tyna-Aktivisten im Publikum, die für Pogo sorgen sollen.

Die Band hat sich ab 2013 um Sängerin Tyna herum gebildet und in der Coronakrise konsolidiert. Man hört hier deutlich JENNIFER ROSTOCK heraus. Keyboarder FREDDY hat den Synthie-Sound hereingebracht, was das Ergebnis massentauglicher macht. Und so sind Songs wie „Zu Viel Für Dich“ oder „Dynamit“ Girlpunk und „Anomalie“ Mädchenpop. Die linke Szene vor ihnen wird mit „Wir Haben Platz“ umarmt. Ob diese Mischung Zukunft hat, wird sich zeigen. Hier klappt sie erstmal für die Feierwütigen.

Zebrahead live

Nach einer Pause ist der Konzertsaal bereits proppenvoll. Zebrahead waren zumindest im Poppunk und NuMetal der 1990er und 2000er internationale Stars und sind selbst inzwischen 27. Sie und ZSK haben über die Jahre voneinander Kenntnis genommen und bereits einige gemeinsame Shows auf Tour hinter sich. Ihren Slot starten sie mit der Startsingle ihrer aktuellen EP II, „No Tomorrow“. Auch 2023 klingen sie vertraut: Punkrock, Rapparolen von ALI TABATABAEE und Poppunkgesang von ADRIAN ESTRELLA.

Die Profis sorgen für ordentlich Hitze im Raum. Es ist Durchdrehmucke, mit der man sich das Leid von den Schultern schütteln kann. Alte Hits wie „Rescue Me“ und „Anthem“ sind für einige im Saal ein Begriff und Mosh Pit muss hier sein. Zu ihren Konzerten gehören natürlich Festival-Manöver wie Stagediving oder einem Tourguy, der auf einem Melonen-Schwimmkissen über das Publikum surft. Die Band veranstaltet für ihn auf der Bühne mit ZSK eine Geburtstagssause. Hier wird viel Love an die Fans verteilt.

ZSK live akustisch

Nach der nächsten Pause werden die „Alerta, Alerta, Antifascista!“-Rufe immer lauter. Die Szene wartet auf eine ihrer Lieblingsbands und diese leitet ihren Auftritt mit Nachrichtenausschnitten zu Krieg und Klimaaktivismus ein. Dann geht es mit „Darwin“ vom neuen Album HassLiebe in die Vollen. Sänger Joshi hat sich zu einem echten Entertainer entwickelt, der sportlich und lautstark durch den Abend führt. Er erklärt zum Hit „Punkverrat“, dass es ihm herzlich egal ist, von älteren Punkhörern für sein Jugendengagement kritisiert zu werden. Diese Band hat die Zeichen der Zeit erkannt und schon am selben Tag ein Kinderkonzert gespielt. Diese Nachwuchsförderung kann wohl ein Punkact mit Status organisieren.

Sie liefern geliebte Songs aus der gesamten Bandgeschichte ab, die sie vorher hatten von den Fans abstimmen lassen. So gibt es auch mal wieder „Riot Radio“ vom ersten Album im Konfettiregen zu hören. Joshi wirft derweil nicht nur Bierbecher und Gitarren durch die Gegend sondern auch ein Plektrum einem achtjährigen Kind zu und es fängt – magic moments. Außerdem kommt er zu einer Akustikversion von „Jede Sekunde“ in die Masse hinein und erinnert an die Zeit, als die Band vor knapp 20 Jahren nach Berlin kam.

Seine Anhängerschaft rastet zu Demo-Smashern wie „Alle Meine Freunde“ aus und dann gibt es noch den WIZO-Klassiker „Raum Der Zeit“, den diese am selben Ort schon performt haben. Als offizielles Hassobjekt der AfD können sich ZSK über reichlich Unterstützung freuen. Zu „Antifascista“ kommt Adrian von Zebrahead direkt auf die Bühne, um mitzuperformen. Das ist Völkerverständigung auf Punk.

 

www.astra-berlin.de

www.tynamusik.de

www.zebrahead.com

www.zsk.berlin

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