Dayglow – Harmony House

Nicht wenige Leute haben diesen einen Kumpel, der irgendwie immer gut drauf zu sein scheint und einen immer wieder hochzieht. Jemanden wie SLOAN STRUBLE wünscht sich jeder und dieses Stehauf-Männchen macht in Eigenregie Indie-Platten, nun auch mit eigenem Label.

Er hat seinen frischeren Sound des Debüts von vor drei Jahren inzwischen dann doch für 80er-Retromanie eingetauscht wie in „Close To You“ oder „Crying On The Dancefloor“. Verständlich, wenn man sich in den letzten Jahren so umgehört hat. Und es stimmt ja, wer junge Erwachsene aufmuntern will, der greife wie OWL CITY zu den 80er-Keyboards ihrer Kindheit. Während aber in Deutschland Bands wie DAS MOPED mit solch einem Konzept scheitern, hat der Amerikaner Dayglow wirklich seine persönliche Goldader gefunden. Er hat ein Händchen für zauberhafte Synthies und kann ordentlich hoch singen. Der Fortschritt vom ersten Album ist kaum zu überhören.

Mit dem verschmitzten „Medicine“ fordert er gekommt mit Bubblegum-Pop zum Tanz auf. Statt aber wie MIKA auf eine dumme Bejahung der Werbeoptik zu setzen, erinnert das dazugehörige bonbonbunte Video an die strange Televisionskritik von Don’t Hug Me I’m Scared.

Andererseits ist da der von der Pandemie noch unterstützte Drang, doch zu hause zu bleiben und Dayglow kann nur darum betteln, mal raus zu gehen („Balcony“, „Moving Out“). In „December“ schreibt er die Story aus „Junior Varsity“ weiter, klopft mit Saxophon und Synthies einem Tollpatsch auf die Schulter, es sei Zeit nach vorne zu schauen: „So my friend, you just remember that every year has it’s december.“ Auch Deprimuffel müssen sich mal zusammen reißen. Dabei kann dieses Album wirklich helfen. Echte Medizin.

 

Dayglow
Harmony House
(Very Nice Records)
VÖ: 21.05.2021

www.dayglowband.com

Live

13.04.22, Köln, Luxor
14.04.22, Berlin, Hole44
15.04.22, Hamburg, Mojo Club

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