Die Art-Pop-Band GET WELL SOON um Sänger KONSTANTIN GROPPER wollte sich von Corona nicht die Laune verderben lassen. Vier Jahre nach The Horror will man offenbar das Düsterimage loswerden. Das Coverartwork verrät, was das Thema für das neue Konzeptalbum sein soll: Nach Liebe und Angst ist jetzt wohl der Glaube dran. Oder soll der beerdigt werden?
Zu Beginn setzt sich Gropper zu dramatischer Musik mit sich selbst auseinander („A Song For Myself“). Er habe sich immer nur mit depressiven Gedanken beschäftigt, wie Hiob aus der Bibel, dem Unglück widerfährt, für das er gerne eine gute Begründung hätte. Selbst die Popkritik muntert ihn nicht auf („Since it’s official; I’m not relevant!“). Dann kommt der Chor gutmeinender Freunde, die ihm dieses Gejammer ausreden wollen: „Stop your bitching, you’re alright!“
Dann kommen die aktuellen Trends: die Singles „My Home Is My Heart“ und „Mantra“ sind Synthiepopper, die melodiös an die 80er-Retromanie anschließen, „I Love Humans“ am 60s-Big-Band-Pop. „This Is Your Life“ funktioniert zwischen drumgetriebenen Indie und Dreampop. Hier weiß man nie genau, wo er seine Melodien wieder her hat.
Seine klugen Akzeptanz-Texte croont Gropper mit eine Stimme zwischen JOSS HOMME und DAVID BOWIE. Mit „Our Best Hope“ beerdigt er die Tugend des Glaubens mit der der Hoffnung: „Join if you can, ‚cause Christ won′t save you now. But an airbag might.“ Mit „One For Your Workout“ kritisiert er den neoliberalen Selbstoptimierungswahn, mit „Richard, Jeff And Elon“ den Transhumanismus der Tech-Milliardäre Branson, Bezos und Musk. Mit „Us Vs. Evil“ wird das Freund-Feind-Denken von verschwörungsideologisch verseuchter Menschen auf die Schippe genommen.
Man merkt es schon: Je mehr sich Get Well Soon aktuellen Hörgewohnheiten und Themen angleichen, um so weniger Publikum finden sie. Ihr großformatiger Pop schrumpft dann auf Retro-Vibes, die leicht zu kopieren sind.
GET WELL SOON
Amen
(Virgin Music/Caroline/Universal)
VÖ: 25.03.2022
