Machine Gun Kelly – Mainstream Sellout

Mainstream Sellout mit einem Anarchie-A – Besser lässt sich sowohl der Erfolg des Vorgängeralbums Tickets To My Downfall als auch, wenn man mal ehrlich ist, die Poppunk-Welle der 90er/2000er kaum beschreiben. Dass riesige Massen mal zu Punk-Rhythmen tanzen, war bis dahin eher ein Traum. Den wollte Rapper MACHINE GUN KELLY vor zwei Jahren neu entfachen und scheint es tatsächlich ernst damit zu meinen. Bestärkt wird er darin erneut vom Produzenten-Duo NICK LONG (DARK WAVES) und TRAVIS BARKER (BLINK-182). Der dritte Co-Produzent im Bunde ist OMER FEDI, der inzwischen an mehreren Alben von Nachwuchsrapper IANN DIOR („Fake Love Don’t Last“) und an Weird! von YUNGBLUD gearbeitet hat.

So wie der Opener „Born With Horns“ sollte ursprünglich das ganze Album heißen. COLSON BAKER, der jetzt rosa Haare trägt, hat seinen Rap Rock verbessert, sodass das musikalische Ergebnis etwas organischer wirkt. „I’m a lost boy“ singt er in „God Save Me“ und lässt den Hörer wieder einmal zweifeln. Der etwas betrüblichere Ton der hier angeschlagen wird, steht im ständigen Kontrast zu der Hochproduktion. Man höre nur den Rocker „Maybe“ mit Barker an den Drums und OLIVER SYKES (BRING ME THE HORIZON) am Mikro. Hier wird tatsächlich mal die E-Gitarre zum Kochen gebracht, geshoutet. Es ist genauso eine Anbiederung wie die Teilnahme am neuen Jackass-Film im letzten Monat. „Drug Dealer“ und „Ay!“ zusammen mit dem etwas angestaubten LIL WAYNE passen leider nach wie vor besser zu ihm.

Natürlich kennt Machine Gun Kelly die ganzen Poser-Vorwürfe aufgrund seines neuen Poppunk-Projekts, die er im Titelstück beklagt. Zumindest Homie BLACKBEAR steht ihm erneut zur Seite („Make Up Sex“) und den Hass der Szene hatte auch sein Kumpel MODSUN zu spüren bekommen. Doch warum sollten es weiße Rapper, die rocken wollen, jetzt leichter haben als schwarze Jungs oder die NuMetaller in den 90ern? Da ist es sehr geschickt für „Emo Girl“ WILLOW SMITH einzuladen.

Gesungen und gerappt wird natürlich von den Frauen, die möglichst nicht brav sein und doch die wilderen Kerle zügeln sollen. In „Twin Flame“ geht der Herr fast bruchlos von Lofi-Pop zu Poppunk über. Auch Tracks wie „5150“ klingen nicht nur relativ ehrlich, sondern sind auch ordentlich selbst gespielt. Aber im Intro von „Papercuts“ vergreift sich Baker genauso an „Where Is My Mind“ von den PIXIES wie schon Yungblud („Kill Somebody“). Poprocksongs klappen gut und die selben Tricks immer wieder – selbst zur selben Zeit. Diesen schalen Geschmack wird Machine Gun Kelly leider nicht los, trotz cooler Songs wie „Sid & Nancy“.

 

Machine Gun Kelly
Mainstream Sellout
(Bad Boy Entertainment/Interscope Records)
VÖ: 25.03.2022

www.machinegunkelly.com

Live

17.09.22, Köln, Lanxess Arena
23.09.22, Frankfurt/Main, Festhalle
24.09.22, Berlin, Lollapalooza Festival @ Olympiapark
25.09.22, München, Olympiahalle

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