HAFTBEFEHL träumt ja seit Jahren davon, das Rapgame endlich an den Nagel hängen zu können, um zum Beispiel einfach ein schönes Steakhaus aufzumachen. Sein Weißes und Schwarzes Album wirkten gereift und gesättigt. Mainpark Baby ist noch ein kleines Extra von Baba Hafti.
Los geht’s mit bittersüßem Gesang von Krimischauspielerin PAULA HARTMANN („Geruch Von Koks“), zu dem sein altbekannter Rap sehr beruhigend wirkt. Produzent BAZZANIAN von DIE ACHSE baut ihm dann ein paar Representer-Tracks. Richtig fett wird allerdings erst der zweite Teil seines Old School-Hits „Dann Mit Der Pumpgun“, in denen die alten Kings und Kumpels AZAD und KOOL SAVAS abliefern.
Wer den Frankfurter als sexistischen Boss liebte, wird mit dem dicken „Haft Betritt Den Raum“ bedient. Noch böser ist später „PIMP“ mit KALIM, NIMO und SOTT. Immer wieder wird Prostitution verherrlicht.
„Chevignon & Classics“ bietet crazy Beats und arrogante Lines wie von FLER. Hier gibt Haftbefehl wieder dem Jungrapper SOUFIAN Bühne, der schon bei „Wieder Am Block“ dabeiwar. Mag sein, dass dieser ihn an sich selbst von früher erinnert.
Spannend und episch ist der Neorap „Kein Respekt“ zusammen mit dem Mannheimer OG KEEMO. „Dünner Kanack“ ist leider ein seltsamer Mix aus Billig-HipHop und Cloudrap mit UFO361– die beiden wirken uninspiriert. Bei so viel Geld lässt sich eben kaum noch einen auf Straße machen. Zumindest mit „Kalt & dreckig“ ist noch hartes Storytelling übrig.
„Ich hab die Sprache verändert – hier mein letzter Track“ kann Haft am Ende der Platte zufrieden sagen. Dem einen oder anderen Fan werden die Augen feucht. Man durfte einem kleinen Azzlack beim Aufstieg zur Krone zusehen. Nun wird es Zeit, sie abzugeben und sich um die Kinder zu kümmern. Sein „Talent kommt von Gott“? Wie sang schon 50 CENT: „God gave me style, God gave me grace. God put a smile on my face.“ Es sei ihm gewünscht.
Haftbefehl
Mainpark Baby
(Universal/Urban/Azzlackz)
VÖ: 01.12.2022
