„Am Anfang hat man uns belächelt. Niemand gönnte uns die Beute. Kein Schritt zurück, selbst wenn man schwächelt.
Jetzt sind wir gefragte Leute“, fassen die Berliner auf ihrer neuen Platte zusammen („Aus Leben Gemacht“). Im kommenden Jahr feiern IN EXTREMO ihr 30. Bühnenjubiläum. Die Mittelalterrocker haben sich ähnlich wie SUBWAY TO SALLY erst zur Institution hochgearbeitet und sind nun auch Ersatzband für NDH- und Deutschrockhörer. Während sich STS jedoch auch zum Leidwesen ihrer Fans immer wieder neu erfinden wollen, bleiben sich In Extremo soundmäßig seit Jahren treu. Allerdings trennt sie klanglich nur noch wenig vom Mittelalterpop à la SANTIANO. Ihr letztes Album war jedenfalls in alle Richtungen anschlussfähig. Wer hier mehr Kante erhofft, könnte bei Wolkenschieber aufhorchen.
Der Titeltrack handelt wenig überraschend von einem Schnaps, den die Band auch tatsächlich vertreibt. Mit kratziger Stimme wird hier Werbung gemacht. Dazu gibt es Tavernenrock mit Dudelsack aber ohne allzu großen Anspruch.
In „Weckt Die Toten“ verabschiedet sich die Band mit ordentlich Rums. So lieben ihre Fans das Sextett. Mit „Katzengold“ macht sie sich über das Heer irregeleiteter Verschwörungsgläubiger lustig: „Ein großes Maul zur rechten Zeit – Du bist zu Großem auserkoren. Die Knarre liegt unterm Bett bereit. Die Welt hat sich gegen dich verschworen.“ Wo BELA B. vor kurzem mit „Doof“ langweilte, fahren In Extremo ordentlich Feuer auf: „Dreh dich nicht um! Die Dummheit, die geht um.“ Noch räudiger und eindeutiger wird dann der Bonustrack „Schweine“ über linke und rechte Russlandfans.
Jetzt wird es mythisch: Mit „Ólafur“ schließt man an die isländische Skalden-Dichtung an und hat einen stimmungsvollen Paganknaller. Und auch dem Latein wird in „Unser Lied“ mal gefrönt. Zudem ist mit FAUN der liebliche Folkrock „Feine Seele“ gelungen. Davon können Subway to Sally nur noch träumen.
Insgesamt hat sich Sänger MICHAEL ROBERT RHEIN (DAS LETZTE EINHORN) wieder eine fiesere Gangart zugelegt. Die beiden Marktsackspieler FLEX DER BIEGSAME und DR. PYMONTE bekommen in Songs wie „Blutmond“ viel Raum, um Soli zu spielen.
Neben reichlich Lebensweisheit bekommt der Hörer diesmal auch manch eingängigen Titel. Ein tolles Alterswerk, mit dem sie Männer ihres Alters mal wieder hinter dem Ofen hervorlocken werden („Komm, Lass Die Welt Sich Weiterdrehen“).
In Extremo
Wolkenschieber
(Vertigo Records/Universal Music)
VÖ: 13.09.2024
Live
15.11.2024, Saarbrücken, Garage
16.11.2024, Pratteln, Z7
22.11.2024, Rostock, Moya
29.11.2024, Berlin, Columbiahalle
30.11.2024, Bremen, Pier 2
06.12.2024, Nürnberg, KIA Metropol Arena
12.12.2024, Bielefeld, Lokschuppen
13.12.2024, Hannover, Swiss Life Hall
14.12.2024, Dresden, Alter Schlachthof
20.12.2024, Leipzig, Haus Auensee
21.12.2024, Stuttgart, Porsche Arena
27.12.2024, München, Zenith
28.12.2024, Wiesbaden, Kulturzentrum Schlachthof
29.12.2024, Erfurt, Messehalle
30.12.2024, Köln, Palladium
04.-06.09.2025, St. Goarshausen, Loreley Freilichtbühne