Is woke over? Metoo bewirkt Aufmerksamkeit, keine Wunder

Es ergibt wenig Sinn, über das Coverbild zum neuen Album von SABRINA CARPENTER, Man’s Best Friend, zu diskutieren. Hier hatte ihr Marketing-Team den Kulturkampf bereits eingepreist und erfolgreich Aufmerksamkeit generiert, wohl auch in der Erwartung einer zweiten Trump-Amtszeit. Viel skandalöser ist eigentlich das aktuelle Album von KATY PERRY, 143: Perry als halbnackte Superheldin auf einer Platte, die ähnlich generisch klingt wie auch die von Carpenter. Abgesehen von Geschmacksfragen gelangt hier Katys Popfeminismus („Woman’s World“) ans tote Ende, steht doch DR. LUKE als Mitproducer drauf. Der Herr begründete dank „I Kissed A Girl“ nicht nur Perrys Mainstream-Erfolg mit, sondern produzierte auch ihren Hit „California Gurls“. Diese Songs zur Selbstsexualisierung kommen von dem Mann, gegen den die Missbrauchsvorwürfe von KE$HA („Fine Line“) kamen. Perry unterstützte noch vor der #Metoo-Hochzeit die junge Kollegin. Nun ist das Schnee von gestern.

Tatsächlich hat die #Metoo-Bewegung aktuell mit mehreren Rückschlägen zu kämpfen. Artists wie MARILYN MANSON, DIDDY und JAY-Z haben die schwersten Anschuldigungen gegen sie vor Gericht erfolgreich abwehren lassen. Das Verfahren gegen den ausgesprochenen Diddy-Unterstützer KANYE WEST wegen Missbrauchs einer früheren Assistentin steht noch aus. Ein weiteres großes Verfahren wurde im April gegen Moderator RUSSEL BRAND eröffnet, aufgrund von Vorwürfen von Taten zwischen 1999 und 2005, die vier Frauen betreffen. Brand spielte übrigens zusammen mit Diddy in Männertrip (2010).

Große Gerichtsverfahren musste die Rap-Rave-Band DIE ANTWOORD nie erleben. Weder die Missbrauchsvorwürfe des Adoptivsohns von WATKIN JONES und ANRI DU TOIT führten zu einem Urteil, noch Anschuldigungen des Rappers DANNY BROWN.

Anders lief es bei dem früheren Sänger TAEIL der K-Popband NCT, der im Juli wegen Beteiligung an einer Gruppenvergewaltigung zu einer Haftstrafe verurteilt wurde.

Ein weiterer interessanter Fall betrifft die christliche Pop- und Rockmusik. Hier geht es um MICHAEL TAIT (DC TALK, NEWSBOYS), dem seit Juni nun acht Männer sexuelle Belästigung und Missbrauch vorwerfen. Darunter ist auch der Co-Gründungsmanager von EVANESCENCE, JASON JONES.

#Metoo hat offensichtlich weit über das Milieu weißer, weiblicher Stars hinaus bewirkt, dass Menschen den Mut fassen, Verbrechen öffentlich zu machen. Und sie verändert die öffentliche Moral. Doch die Rechtsprechung kann die Bewegung nicht beeinflussen. Dazu braucht es Juristen.

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