Poptravel Malmö: Solander im Interview

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POPTRAVEL. Unter diesem Namen berichten wir in unregelmäßigen Abständen vermehrt von unterwegs: Porträts, Interviews, Konzert- und Festivalberichte im berühmten Blick über den Tellerrand. Malmö und seiner Musikszene nähern wir und dabei diesmal über vier Interviews mit lokalen Künstlern. In der heutigen zweiten Ausgabe kommen FREDRIK KARLSSON und ANJA LINNA von SOLANDER zu Wort – beide übrigens gut befreundet mit LYMLAND aus Teil Eins unserer Poptravel-Exkursion nach Malmö

Auf welche gemeinsame Zeit könnt ihr bisher mit Solander zurückblicken?

Fredrik: Anja und ich spielen seit zehn Jahren zusammen. 2006 sind wir nach Malmö gezogen und 2009 haben wir unser erstes Album herausgebracht. Seither haben wir drei Alben aufgenommen und waren viel auf Tour – auch in Berlin, wo wir zum Beispiel im Glashaus und im Privatclub gespielt haben.

Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?

Anja: Als folkige Pop-Musik. Die meisten Songs klingen sicherlich sehr melancholisch. Wir mögen vor allem große und unerwartete Momente.

Was macht für euch den Sound der Stadt aus?

Fredrik: Als wir nach Malmö gezogen sind, gab es hier eine starke Pop-Szene mit vielen Upbeat-Bands. Mittlerweile wird eine neue Richtung eingeschlagen: Keine andere Stadt hat sich seit 2010 so sehr dem Brooklyn-Sound zugewandt. Seit Kurzem pulsiert die Punk-Szene. Wir haben eine Straße mit allerlei inoffiziellen Clubs. Dort wird auch viel Psychedelic gespielt. Ich mag die Partys und Shows im SingSing Studio. Der Vibe dort fühlt sich sehr deutsch an.

Wohin geht ihr in Malmö zum Entspannen?

Anja: Das Ribersborgs Kallbadhus, ein altes Badehaus aus dem späten 18. Jahrhundert, ist unser Lieblingsort!

Fredrik: Man darf dort nicht reden. Du gehst also ins Meer und es herrscht Stille. Für einen Moment kann man der Realität entfliehen. Außerdem ist es großartig, nackt nebeneinander zu sitzen. In dem Moment sind alle gleich. Einmal saß der ehemaligen Bürgermeister zwei Stunden neben mir.

Fühlt ihr euch von der Stadt und ihrer Kunstförderung unterstützt?

Frederik: Absolut! Das Lebensgefühl ist wunderbar. Malmö ist eine sehr linksorientierte Stadt. Man ist sehr darum bemüht, die Wunden der Segregation mit Kulturförderung als Waffe zu heilen.

Wie gestaltet sich das in der Praxis?

Anja: Es entstehen viele neue Venues. Große Diskussionen gab es bei der Erbauung des neuen Malmö Live-Komplexes. Das  Geld hätte man sicherlich anders ausgeben können. Ansonsten habe ich das Gefühl, dass auch die Kleinen unterstützt werden.

Welchen Veranstaltungsort besucht ihr am liebsten?

Frederik: Die besten Shows finden im Rahmen des Sommarscen Festivals statt, das von der Stadt organisiert wird. Besonders mag ich dabei die Veranstaltungen im Pildammspark. Dort gibt es ein altes Theater und die haben das beste Soundsystem!

Was unterscheidet Malmö von anderen Städten?

Fredrik: Hier liegt ein Gefühl in der Luft, dass es in Schweden sonst nicht gibt. Man kann das mit Leipzig vergleichen. Hier entsteht so viel Neues, an dem man teilhaben kann. Ich liebe das Gefühl, wenn ich durch die Straßen gehe und neue Gebäude sehe. Es gibt hier noch so viel freien Raum – auch für Künstler.

Anja: Hier kann alles passieren! Die Stadt hat sich von einer alten Industrie- zu einer pulsierenden Kulturstadt entwickelt.

Woher kommt dieser Wandel?

Fredrik: Erstens ist Malmö eine Transitstadt, zweitens leben hier viele Hinzugezogene, die mit der Geschichte Malmös bisher nichts am Hut hatten und diese neu schreiben.

Ihr habt euren Sound als melancholisch beschrieben. Wie passt das mit der Stadt zusammen?

Fredrik: Eigentlich gar nicht. Wir haben wahrscheinlich zu viel Zeit im Wald verbracht.

Stehen auch bei euch Neuentwicklungen an?

Fredrik: Allerdings! Wir arbeiten mit Christian Gabel an einem neuen Album, das progressiver, Synth-lastiger und mehr Upbeat sein wird. Unsere Folk-Harmonien behalten wir uns aber bei. Vielleicht borgen wir uns dann noch den Drummer von This Is Head, mit denen wir uns ein Studio teilen. Wir möchten über Grenzen hinweg gehen – eine Entwicklung, die diese Stadt sicherlich mitbeeinflusst.

Die weiteren Interviews zur Poptravel-Destination Malmö: LYMLANDBIG FOX | ASTROMIKE GORDON

www.solander.se

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