Fleißig, fleißig. Nur wenige Monate nach Fresh & Organic ist das SUBLIMINAL NETWORK zurück mit einem neuen Album. Es setzt seine Reise in die Elektronikwelt fort und ist nun beim Horror-Videospiel angekommen.
Wenn Konzerne wie Walt Disney sich einfach Popkulturprodukte wie Star Wars kaufen und neu etablieren, lässt sich mit Luc Boltanski und Arnaud Esquerre von „Bereicherungsökonomie“ sprechen. Wenn aber Producer sich Film- und Gamescores annehmen und diese neu aufnehmen, ist dies etwas anderes. Und noch kreativer wird es, wenn ein Producer nicht nur etwa die großartigen Silent Hill-Soundtracks sampelt wie etwa SILENTSILENT, sondern sich lediglich von ihnen inspirieren lässt. Hier ist es, wie das Cover verrät, der Gameklassiker Silent Hill 2. Aber auch noch ältere Spiele wie Shadow Of The Comet, Harvester oder Alone in the Dark könnten Vorbilder sein.
In Silent Hill 2 wird der Protagonist James durch einen Brief in das geheimnisvolle Dorf Silent Hill gelockt. Er ist von seiner toten Frau Mary geschrieben und nun durchsucht er den Ort, der von abartigen Monstern wimmelt. Das Cover zeigt eine Szene, bei dem der Blick von James bzw. des Spielers auf eine Schaufensterpuppe fällt, die die Kleidung von Mary trägt. Es ist ein sauberes, ja biederes Hausfrauenoutfit, das im Kontrast steht zu den Monstern, die jetzt auf James warten. Diese bestehen aus sexy Mannequins, Projektionen seiner geheimen Gelüste. Was macht nun SUBLIMINAL NETWORK mit diesen Szenen?
„Harvest“ lässt das geheimnisvolle Dorf erklingen. Die sanften Töne entführen an diesen Ort. „Drowsy“, sprich „schläfrig“ ist das Gefühl, das eigentlich ein heimeliger Ort auslösen sollte. Es klingt nach alten Videospiel-Synths. Mit „Nightfall“ legt sich dann die Nacht darüber.
Aus der müden Stimmung weckt „Shadow“ mit verqueren Gitarren. Die auftauchenden Monster sind, psychologisch gesprochen, „Schatten“ aus James‘ Unterbewusstsein. Seine Einsamkeit zeigt der Producer mit einer langsamen Saxophon-Melodie in „Alone“, eine kleine Erinnerung an dessen Herkunft Vaporwave. Noch düsterer stellt sich „Path“ heraus. Das melodischere „Mannequin“ scheint die bizarre Schönheit der Puppen zu beschreiben, die übrigens im 3. Teil und im ersten Silent Hill-Film (2006) wiederkehren.
Zum Abschluss sind fünf schaurige Stücke zu hören, die offenbar bestimmte Szenen aus dem Spiel vertonen. „Sequence 3“ etwa klingt nach dem seltsam blechernden Trip Hop und „Sequence 4“ nach dem Gothic Rock des Originalsoundtracks. Das ist postmodernes Produzieren, das tatsächlich neue Ergebnisse liefert.
Subliminal Network
Shadow
(Sunset Grid)
VÖ: 25.10.21