White Lies (+ Charming Liars) am 02.05.2022 im Metropol

Nicht lang nach Veröffentlichung ihres sechsten Albums haben sich die WHITE LIES auf Tour begeben. Im 15. Bandjahr kamen sie am Abend des 2. Mai zurück nach Berlin, diesmal in das Metropol, das knapp 100 Jahre älter ist. Der neue Spielort passte zum schleichenden Imagewechsel der Formation, weg vom Düster-Indie, der früher in der Hauptstadt gut ankam, hin zur Indiedisko. Am Nollendorfplatz oder „Nolli“, wie die Berliner sagen, bildeten sich Einlaßreihen, denn das Konzert wurde pünktlich durchgezogen.

Um 20 Uhr erscheinen die CHARMING LIARS auf der Bühne, eine Band aus LA, die zwischen Indie, New Wave und Stadion Rock alles auffahren will, was ihnen möglich ist. Mit Gitarrist KARNIG MANOUKIAN und Bassist MIKE KRUGER handelt es sich um die Reste der CAPTIVATING LIARS aus London. Auch mit dem flamboyanten Sänger KILIYAN MAGUIRE haben sie einen Sound entwickelt, der von seinen treibenden Drums und Beats lebt. Der hart gestikulierende Maguire schafft es, den vollen Saal ein wenig anzuheizen, obwohl auch die Single „Like A Drug“ den Anwesenden wenig sagt.

Punkt 21 Uhr steigen dann die White Lies auf die Bühne und begrüßen mit ihrem frostigen, alten Heimatlied „Farewell To The Fairground“. Die Fans sind sofort bei ihnen. Songs wie „Is My Love Enough“ oder „Big TV“ werden gekonnt mitgesungen. HARRY MCWEIGHs gereifte Stimme klingt hervorragend und ist Vorbild für viele Herren im Raum, zumal er sich instrumental hauptsächlich auf seinen Text konzentrieren muss. Auch seine Segnungsgesten werden dankbar aufgenommen. Er bekommt viel Liebe und strahlt wie ein Honigkuchenpferd.

Dann werden die meisten Tracks des neuen Albums durchexertiert. Manche Titel sitzen bereits, andere noch nicht so ganz. Wirklich gefordert im Songaufbau ist die Elektronik, nicht der Instrumenteneinsatz. Der Live-Keyboarder der Band hat durchgängig zu tun und ein Blick in die Menge zeigt, dass ihnen ihre Öffnung für den Synthiepop (z.B. „Step Outside“) auf den letzten Alben neue Fans erschlossen hat. Dieses tanzaffine Publikum harmoniert allerdings nicht unbedingt mit den Gothic- und Retrohörern. Die Mischung aus mobilen und immobilen Hörern blockiert den Saal. Dieser ist aufgrund seiner Säulen für diese Masse etwas zu klein. Auf dem ersten Rang sieht man schon in der zweiten Reihe nichts mehr und der zweite ist nicht einmal geöffnet. Auch ist der Saalsound nur annehmbar, nicht toll. So sackt mal die Lautstärke der Gitarren, mal die von McWeighs Mikro ab.

Natürlich warten die eingeschworenen Fans auf die Klassiker der ersten beiden Alben und die werden vor und während der Standart-Zugabe gebracht. Klar, nie hat Todesangst schöner geklungen als bei „Death“ und „Bigger Than Us“ muss wie immer als krönender Abschluss herhalten, aber man könnte von einer früher mal kreativen Gruppe durchaus mehr erwarten.

 

www.charmingliars.com
www.whitelies.com

www.metropol-berlin.de

Fotos © Conrad Wilitzki

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