Manuellsen – Bereit Zu Sterben

Der Ruhrpotter Rapper MANUELLSEN ist wieder heftig aktiv. Erst im Juni hatte er eine neue Soul Edition EP und setzte mit den R’n’B-Pop-Singles „Ayip“ und „Alla‘i 5alik“ zwei Sommersongs. Nun soll also wieder geballert werden, wie das Gangster-Cover überdeutlich verkündet.

Im Juli stimmte Manu in einem Interview lauthals in die Kritik an T-LOW ein, der sich bei seinem ersten Auftritt beim Splash!-Festival nicht die geringste Mühe gegeben hatte, ja nicht einmal sein überlautes Playback mitrappte: „Schlecht? Bruder, der Typ hat mit Bühne, Mikrofon und Rap nichts zu tun! Das größte Lied, bei dem die ausgerastet sind, worauf jeder gewartet hat, was er auch zuerst gespielt hat, hat mit Rap nichts zu tun.“ Hier meinte er den Partyschlager „Beautiful Drugs“. Damals war ihm noch nicht einmal bekannt, dass der offizielle Kameramann von T-Low, der Youtuber Danny, für die Vergewaltigung seiner Ex-Freundin verurteilt worden war. Nun fühlte sich T-Low gezwungen, sich kleinlaut von dem zu distanzieren, der ihn im Video zu „We Made It“ umarmt. T-Lows Raps über sogenannte Bitches sind hier eigentlich von #deutschrapmetoo klar als Rape Culture zu benennen. M Punkt hatte das Hauptziel der Aktivistinnen im vergangenen Jahr, den Rapper SAMRA, in Schutz genommen. Er betonte zudem, er wolle dafür sorgen, dass die Leute wieder Spaß am Rap haben. Nehmen wir ihn beim Wort!

Entspannte Lofi-Beats begrüßen im Intro „Facts“, während Manuell und KEZ ihre Sicht auf ihre Situation klären. Hier erwähnt der eine seine Exfrau, während der andere von „Bitches“ erzählt. Nein, Distanz zu Sexismus wird schon mal nicht aufgebaut. Der Titeltrack ist eine Neuauflage von „Bereit Zu Sterben“ von 2016 mit ordentlich Doubletime. „Ruhrpott Original“ erinnert mit seinen Streichern und Lyrics über Pottweiler-Zeiten eher an 2008.

Dann kommt in „This Is Where I Come From“ Manus neuer Protegé MUNTU, der sein Talent und seine Ami-Affinität nur in der Hook darstellen kann. Manuellsen rappt über seine kaputte Familie und falsche Freunde: „Vierzig Jahre griff ich nach den Sternen, vierzig Jahre lang Griff in mein Verderben.“ Im Club-Chilltrack „Star Section“ lassen sich die beiden mehr Zeit für die Damen, was mit KYLE FLAMIGNI viel besser klappt als beim anderen Nachwuchs YUN MUFASA („White Tee Wifey“).

„Gegen Seinen Willen“ ist der Track, der MASSIV zu heikel für das gemeinsame letztjährige Album „Ghetto“ war. Zu Akustikgitarre erzählt sein Bruder Manuel über den arabischen Brauch der Liebesentführung, eine Art romantisches Ritual. „Umsonst“ ist dann eine musikalische Auflage der „Bernhard und Bianca-Story“, wie er sie nennt, die harte Trennungsstory von seiner Ex-Frau. Und über diese Trauerarbeit findet er tatsächlich zurück zu PA SPORTS, der offenbar etwas Ähnliches durchgemacht hat. Die alten Brüder hatten sich in den letzten Jahren verstritten. In „Du Bist Nice“ gibt es zudem ein Wiederhören mit KC REBELL.

Aber auch für weibliche Feature-Gäste ist Zeit auf diesem Album, das zwischen Street Rap und R’n’B-Pop aufgeteilt, eine Reise durch Manus Karriere ist. Nach den Sommersongs ist auch wieder Frio als Produzent tätig: TERRY JOE macht auf dem Love-Track „No Flex“ einen guten Job und ein gemeinsamer Track mit der überragenden CASSANDRA STEEN war doch eigentlich schon immer ausgemacht („Wo Du Bist“). Wem das zu viel Love ist, der kriegt mit „Märkisches Viertel“ endlich auch einen harten Gangstertrack mit VEGA. „Ahla w Sahla“ reißt zum Schluss noch allein ab.

Musikalisch hat sich das Original fast völlig vom Trap befreit und rollt so, wie man ihn kennt, durch den Pott. Für seine Fans ein Fest, für andere Raphörer wohl nach wie vor zu speziell. Statt übers Drogennehmen, was über Lust und Streetlife zu lernen, ist ja nich‘ mehr so das Ding der Splash!-Besucher.

 

Manuellsen
Bereit Zu Sterben
(König im Schatten/Universal)
VÖ: 22.09.2022

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Live

29.09.22, Hamburg, Kaiserkeller
30.09.22, Berlin, TBA
01.10.22, Bremen, TBA
03.10.22, Hannover, Musikzentrum
05.10.22, Wiesbaden, Kontex
06.10.22, Oberhausen, Resonanzwerk
07.10.22, Köln, TBA
08.10.22, Stuttgart, Schräglage
13.10.22, Basel, TBA
14.10.22, Saarbrücken, TBA
15.10.22, München, TBA

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