Massiv und Manuellsen – Ghetto

Was für eine Kollabo! Zwei lebende Street-Rap-Legenden schenken ihren Ghettos ein Oldschool-Album. MASSIV und MANUELLSEN hatten einst Beef („Massiv hängt“) und nennen sich jetzt Bruderherzen. Schon 2012 schufen sie mit „Höher Als Der Rest Der Welt“ die Grundlage dafür. Inzwischen stehen sie gemeinsam in der Beast Kitchen oder sitzen in Interviews.

Für Ruhrpotter Emanuel kommt die Zusammenarbeit wie gerufen. Letztes Jahr lief’s bei ihm mit der Biografie König im Schatten in der Mache. Doch die Trennung von seiner Ehefrau, die im Buch noch als „meine Frau für immer“ tituliert wird, setzte ihm zu, erst recht, als sie via Youtube dreckige Wäsche wusch. Der Berliner Tabakmillionär Massiv holt ihn jetzt trotz sinkender Verkäufe schwächerer Alben in den Vorjahren wieder auf die Beine.

Al Massiva ist seit 2017 mit der Serie 4 Blocks nicht nur Schauspieler, was ihm M. Punkt vielleicht bald nachmacht, sondern jetzt auch Besitzer einer Döner-Kette. Seine letzten Alben M 10 II (2018) und Lativ (2020) hielten sich noch passabel. Entsprechend soll das Cover an alte Erfolge wie Massivs „Wenn Der Mond In Mein Ghetto Kracht“ (2006) und Manuellsens „Gangland“ (2016) anknüpfen.

Ghetto ist nun eher ein Massiv-Album, das in jedem seiner 18 Tracks à 2-3 Minuten Manuellsen featured. Das erinnert ein Wenig an die alte Kollabo mit DECINO Verschworen Auf Leben Und Pott (2008). Es soll Massivs letzte LP werden. Typische Fight-Music wie „Ghettorisiert“ und „Terminator Kanake“ reißen Manuellsen eher mit, als dass er auftrumpft. Die einzigen richtigen Manu-Tracks sind „Heimat“, „Warum“ und „Messerstich“, in dem er seinen alten Song gleichen Namens (2012) neu auflegt. In „Für Meinen Bruder“ recycelt er übrigens ein paar Zeilen aus dem alten „Zeit“. Dem permanenten Topos von der Treue zum Bruder, wird stetig selbst widersprochen, wenn es heißt, wie verräterisch doch die Brüder seien („Diamanten“). Die Werteschule dieser beiden ist und bleibt brüchig.

Früheren Frauen schicken sie das erstaunlich ernste „Es Tut Mir Nicht Leid“ hinterher. Im Video zu „Heimatland“ setzen sie sich in eine Nazikneipe und fragen die Anwesenden, weshalb sie trotz Patriotismus als Migranten niemals in die deutsche Gesellschaft passten. Massiv, der in der Vergangenheit ähnlich wie andere Rapper mit Verschwörungsgedanken zum Nahostkonflikt von sich reden machte, hält sich hier trotz neuer Kampfhandlungen zurück. Im Sommer hatte er bereits solo den antiimperialistischen Möchtegern-Journalisten und -Parteichef Jürgen Todenhöfer gefeatured („Mein Traum Vom Frieden“). Statt für Palästina-Nationalismus machten sich er und Manuellsen im vergangenen Herbst zudem gegen die Abschiebung einer tschetschenischen Familie stark.

Insgesamt ein sehr erwartbares Classic-Album zweier Haudegen vom Block. Die Fans dürften jubeln, die Feinde auf den Boden gucken.

 

Massiv & Manuellsen
Ghetto
(AL MASSIVA/König Im Schatten Records Chapter ONE/Universal Music)
VÖ: 29.10.2021

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