UFO361 – SONY

Der einstige Kreuzberger UFO361 ist als Überflieger und größte deutsche Kopie aller aktuellen Ami-Trends im Deutschrapbusiness bekannt. Er hat es geschafft, seit Stay High zwei Alben herauszubringen. Während er 2021 noch den Namen seines Unterlabels als Albumtitel nutzte, ist es jetzt also Major-Mutter Sony, mit der er nebenbei die Erinnerung an BUSHIDO (Sonny Black, 2014) auslöscht. Ufo hat es in den 2010ern mit Trap geschafft, vom Battlerap abzuspringen und sich als deutscher FUTURE zu etablieren. Nun will er der deutsche TRAVIS SCOTT oder PLAYBOI CARTI sein. Denn Destroy All Copies (2021) und Love My Life (2023) folgten noch teilweise europäischen Hörgewohnheiten. Jetzt wird es asiatisch und rockig. Doch schafft er endlich künstlerische Relevanz? Die Tracks stammen jedenfalls meistens von Lucidbeatz und dürfen kaum zwei Minuten überschreiten.

Während hiesige Rapper lyrisch bei Konkurrenzgerangel und psychischen Problemen stehen bleiben, hat Ufo seit Jahren andere Themen. Die Monothematik geht, wie gewohnt weiter: Die Angeberei, mit der Designer-Labels, die man sich leisten kann, aufgezählt werden (tausendmal „Wisst bescheid.“), hält die Konkurrenten in Schach, während man zwischen Bordellbesuchen und der großen Liebe schwankt. Das Rockstarleben wird ausgebreitet mit Hotels, Drogen und Selbstmordgedanken.

Den Start macht bei „MOF“ der klassische Märchenerzähler Hans Paetsch. Nach einer Frauenstimme, dreht Ufo zu Gitarrenbeats von BRUTALISMUS 3000 auf: „Fuck Nazis! Fuck Cops!“ Der „alte Ufo“ sei gestorben und jetzt gebe es eben den Überflieger.

Der eigene Status wird mit dem Feature „Rick Owens“ mit KEN CARSON unterstrichen. Offenbar streift Ufo ständig durch die USA, um irgendwen zur Zusammenarbeit zu überreden, der einigermaßen passt. Beide Rapper battlen sich hier nur darum, wer kaputter stammeln kann. In „VNVKIN“ versteht man Ufos Sextexte kaum noch. Zumindest die Gitarrensoli am Ende sind phat.

Dann kommt die Videogamemucke. In „Biker_Jacket/Cromeheartscros“ und „Yamamoto“ erscheinen die Billosynthies, in denen er seiner aktuellen Liebhaberin den Himmel auf Erden verspricht. In „HateMe_“ zeigt er ihr in deutlich verstehbaren Lyrics seine Ursprünge in Westberlin. Im Video zu „LeaveMe_“ hat er sie im Bett ermordet – eine Romantisierung von Femizid wie auch im Clip zu „Romantic Homicide“ von D4VD.

Im Video zu „Sollte Nicht Sein“ erschoss er sich noch selbst. An KURT COBAIN verehren VEYSEL oder SKYT COBAIN offenbar den Selbstmord. Und bis vor kurzem machte Rapper MACHINE GUN KELLY in Bikerklamotten und gefärbten Haaren sogar auf Punker. Ufo kopiert beides, aber ohne Grunge („Cobain“) und Poppunk („Issey Miyake“). War „Punk“ früher in der Rapszene ein Schimpfwort, soll es jetzt offenbar für einen gesetzlosen Style stehen wie im Feature „Vivienne Westwood“ mit LANCEY FOUX. Hier vergleicht sich Ufo gar mit MARILYN MANSON.

Mixe aus Pop und Elektro wie „Match_3“ funktionieren etwa als Erinnerung an frühere Flammen. Ufo hat es wieder gepackt, Anschluss an den Ami-Markt zu finden. Doch das ist ein ewiger Run ohne eigenen Input.

 

Ufo361
SONY
(Stay High/Epic Records/Sony Music Entertainment)
VÖ: 04.01.2024

www.ufo361.shop

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