ASH – Teenage Wildlife – 25 years of ASH

Ein Viertel Jahrhundert ASH. Unglaublich eigentlich. Pünktlich zum Valentinstag stellen die Britrocker ein noch fetteres Best-of zusammen als auf ihrer 2002er Compilation Intergalactic Sonic 7’s und erst recht als das 2011er The Best of Ash. Neben dem 36 Songs auf den beiden Haupt-CDs werden im Dreier-Set 18 Raritäten wie „T Rex“ oben drauf gepackt.

Was gibt es nach zwei Best-ofs noch zu berichten, zumal im letzten Jahr die Single-Box erschien? Erstens wäre da der brandneue Track „Darkest Hour Of The Night“ zu nennen, der mit seinem Computer-Beat gut in die A-Z Series gepasst hätte. Frontmann TIM WHEELER stolpert hier nach einer erneuten Trennung durch die Nacht. Schön, mal wieder Bläsereinsatz in einem Ash-Stück zu hören.

Zudem wird die Rock-Orientierung von Ash deutlich: Sie liegt eigentlich beim britischen Punkrock. Da wäre „Buzzkill“ mit den UNDERTONES vom letzten Album Islands zu nennen, aber auch das werktreue Cover von deren Klassiker „Teenage Kicks“. Dazu kommt ein Cover von „Everybody’s Happy Nowadays“ der BUZZCOCKS, bei denen sie ausgerechnet CHRIS MARTIN von COLDPLAY im Refrain featurete. Ash runden den alten Song ordentlich ab.

Sie weisen auch deutlich auf ihre Frühphase mit den jugendlichen Gitarrenexplosionen auf dem Trailer-Album von 1994 („Jack Names The Planets“, „Uncle Pat“, „Petrol“) hin. Das letztjährige Musikvideo zu „Petrol“ betonte die Nostalgie: Der Protagonist geht mit Found Footage-Kamera in den Keller und durchstreift seine alten Spielsachen. Sofort sind die Erinnerungen an die Kindheit wieder da. Mannomann, ist das alles lange her. Die Band nennt das treffend nach DAVID BOWIE „Teenage Wildlife“.

Das weitere Cover „Coming Around Again“ stammt ursprünglich von der Softrock-Sängerin CARLY SIMON. ASH hatten 1995 eine düstere B-Seite eingespielt, verwenden hier jedoch die deutlich rockigere Version von der Little Infinity EP. Der Liebesschmerz ist und bleibt das Topthema dieser Band. Wie hier wird der Glaube an die Liebe immer wieder beschworen oder auch der Lächerlichkeit preisgegeben („True Love 1980“). Damit dokumentieren Ash den Niedergang der Monogamie in der Postmoderne, in die sie als moderne Rockband nicht recht passen. Heutige Jugendliche müssen sich eben nicht mehr „Starcrossed“ fühlen, wollen nicht mehr für jemanden sterben („I Shall Not Die“). Das Abgeklärte an heutigen Stars wie BILLIE EILISH zeugt jedoch nicht nur von Langeweile sondern auch von Traurigkeit, denn Lieblosigkeit bedeutet auch Bedeutungslosigkeit.

Allerdings muss man zugeben, dass Ash sich auch am Übergang zur Popmoderne beteiligten. Nach dem Grunge von Trailer kam 1996 der Durchbruch mit 1977, das sich in den Britpop-Boom einreihte. Dazu gehörte nicht nur Queerness, wie etwa im Video zu „Angel Interceptor“, in dem Wheeler verdammt nach JUSTINE FRISCHMANN von ELASTICA aussieht. (Vielleicht hat sich ANNIE LENNOX dafür mit ihrem „Shining Light“-Cover bedankt?) Auch die Überbetonung von Ironie in den 1990ern ist zu spüren (wie im US-Video zu „Girl From Mars“), die dann zur Überbetonung von Oberflächlichkeit in der Popwelt der 2000er führte. Ashs entschlossener Weg, sich als Rockband weiter zu beweisen, ist es jedoch, was sie bis heute relevant macht.

 

ASH
Teenage Wildlife – 25 years of ASH
(BMG Rights Management)
VÖ: 14.02.2020

www.ash-official.com

Live

23.02.2020, Frankfurt, Das Bett
25.02.2020, Stuttgart, Universum
26.02.2020, Köln, Gebäude 9
01.03.2020, München, Strom
05.03.2020, Berlin, Bi Nuu
14.03.2020, Hamburg, Knust

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